Arbeitsweise
Wesentlich ist Robert Selinger immer die Auseinandersetzung mit einem Gegenüber. Nicht die Darstellung des Eigenen, sondern das Kennenlernen des zuerst Fremden faszinieren ihn. Dies kann sich in der Auseinandersetzung mit einem Kunstwerk, aber auch in der persönlichen Begegnung widerspiegeln. Hierin fühlt er sich der politischen Denkerin Hannah Arendt verbunden, die ihre Arbeitsweise treffend auf den Punkt bringt:
„Wenn ich ganz ehrlich sprechen soll, dann muss ich sagen: Wenn ich arbeite, bin ich an Wirkung nicht interessiert. Und wenn die Arbeit fertig ist, dann bin ich damit fertig. Wesentlich ist für mich: Ich muss verstehen. Worauf es mir ankommt, ist der Denkprozess selber. Wenn ich das habe, bin ich persönlich ganz zufrieden. Wenn es mir dann gelingt, es im Schreiben adäquat auszudrücken, bin ich auch wieder zufrieden.
Jetzt fragen Sie nach der Wirkung. Es ist das – wenn ich ironisch werden darf – eine männliche Frage. Männer wollen immer furchtbar gern wirken; aber ich sehe das gewissermaßen von außen. Ich selber wirken? Nein, ich will verstehen. Und wenn andere Menschen verstehen, im selben Sinne, wie ich verstanden habe – dann gibt mir das eine Befriedigung, wie ein Heimatgefühl.“
Hannah Arendt