Lebenslauf

Robert Selinger geht als vielseitiger performer-researcher einer erfolgreichen Karriere nach. Als Musizierender ist er mit einer Vielzahl von Tasteninstrumenten und unterschiedlichsten Ensembles zu hören. Als Lehrender bearbeitet er mit Studierenden der Universität Mozarteum Salzburg die ganze Bandbreite theoretischer Fächer, Generalbass und Kammermusik. Als Forschender beschäftigt er sich mit Quellen zur Aufführungspraxis des 15.-19. Jahrhunderts und zeichnet sich durch methodische Vielfalt, ungewöhnliche Denkansätze und eloquente Präsentationen aus. Er ist Kantor der Kreuzkirche Schwabing und künstlerischer Leiter von Siderea Musica.

Preise und Auszeichnungen prägten seine Studienzeit. In Stuttgart, Toulouse und München arbeitete er mit Ludger Lohmann, Bernhard Haas, Michel Bouvard, Jan Willem Jansen und Christine Schornsheim und schloss insgesamt 4 MA-Programme mit Auszeichnung ab. Als Solist ist Robert Selinger am Organetto, am Organo di legno wie auch an den großen Orgeln Cavaillé-Colls zuhause. Ebenso sind Virginal, Cembalo und Hammerflügel seine ständigen Begleiter. Er hat ein reichhaltiges und bedacht ausgewähltes Repertoire, dass sich von der Musik des Buxheimer Orgelbuchs über die englischen Virginalisten, Werke der seconda prattica, französische Clavecinisten und mitteldeutsche Kantoren bis hin zu den Clavierwerken Mozarts, Haydns, Beethovens und der Orgelmusik Schumanns, Regers und Messiaens erstreckt und sowohl am Cembalo wie an der Orgel die zeitgenössische Musik einschließt. Als Kammermusiker und Ensembleleiter ist Robert Selinger durch seine breit gefächerten Kenntnisse differenzierten Generalbassspiels international gefragt. Regelmäßig konzertiert er mit Ensembles wie La Petite Bande (Sigiswald Kuijken), der Hofkapelle München (Rüdiger Lotter), dem Heinrich-Schütz-Ensemble Vornbach (Martin Steidler) und vielen anderen. Er ist Cembalist des Ensembles Europa Danzante (Yves Ytier), konzertiert mit Amy Shen als Schwanenberg Duo, gestaltet mit Julia Duscher barocke Liederabende und leitete von 2015 bis 2020 das Svapinga Consort München.

Sein Wissen gibt Robert Selinger an der Universität Mozarteum an eine neue Generation weiter. Im Zentrum seiner Arbeit stehen dort die Bereiche der Aufführungspraxis sowie der Kammermusik. Besondere Projekte zu einzelnen Forschungsbereichen (Rhetorik bei J. Mattheson, Aufführungspraxis bei G. Muffat, Orchesterspiel nach J. J. Quantz) werden ergänzt durch die Organisation einer regelmäßigen Vortragsreihe (Early Music Junior Lectures, seit 2017) sowie Exkursionen (zuletzt ins Erzbischöfliche Archiv Kremsier).

Regelmäßig leitet und betreut er auch Kurse zur Aufführungspraxis. Hier arbeitet er besonders eng mit KS Prof. Christiane Iven und Prof. Mayumi Hirasaki zusammen. Gemeinsam mit Prof. Dr. Mark Hengerer und Hildegard Renner arbeitet er an einer fachübergreifenden Publikation zur Krönung Kaiser Ferdinands III. in Regensburg, die sowohl historische Texte als auch Abbildungen und Kompositionen enthalten wird.

Ein groß angelegtes Projekt ist momentan im Entstehen: Mit einem breit aufgestellten Team wird Robert Selinger ein sowohl wissenschaftlich als auch praktisch orientiertes Kollektiv gründen, das Collegium Sidereae Musicae. Unter dem Dach dieser Vereinigung werden Musik und die Künste im Allgemeinen mit den Wissenschaften verbunden. Publikationen, Konzerte und Forschungsprojekte gehen Hand in Hand und sollen das Beste beider Welten zusammenbringen.

Testimonials

Christiane Iven

PROFESSORIN FÜR GESANG AN DER HMT MÜNCHEN & KÜNSTLERMENTORIN

»Mit Robert Selinger verbindet mich seit einigen Jahren eine rege und inspirierende Zusammenarbeit. Wir haben gemeinsam innerhalb der Reihe Musica Poetica an der Kreuzkirche in München außergewöhnliche Konzertprogramme mit meiner Gesangsklasse erarbeitet. Seine Kenntnisse von Repertoire und Stilistik sind so umfangreich, dass die Studierenden und auch ich enorm viel erfahren und gelernt haben. So lag es für mich nahe, ihn zu bitten auch an einer Studienfahrt meiner Klasse nach Montecastelli (Italien) teilzunehmen, um dort Vorträge über historische Aufführungspraxis zu halten, Unterricht zu geben und ein wunderbares Abschlusskonzert Amore e Pazzia einzustudieren. Dies war eine bereichernde und beglückende Zeit für uns alle!«

Walter Chinaglia

ORGELBAUER & PHYSIKER

»Robert Selinger verbindet in sich menschliche und professionelle Eigenschaften, die ganz klar in seinen musikalischen Aufführungen zum Ausdruck kommen: Sensibilität, Gleichgewicht, philologische Genauigkeit und ein besonderer Sinn für das Schöne. Bei seinen Konzerten hat er akkurate Nachbauten historischer Instrumenten verwendet, darunter meine „Duoi organi per Monteverdi“. Ich hatte die Gelegenheit, mir diese Konzerte anzuhören, und konnte dabei wahrnehmen, wie sorgfältig und fast liebevoll Robert Selinger die musikalischen Details pflegt. Das Ergebnis ist immer ein wahres musikalisches Porträt. Unser letztes gemeinsames Projekt war 2019 bei der Konferenz MedRen in Basel. Die Zusammenarbeit mit ihm löst neue Ideen und Begeisterung in mir aus und ist für mich sehr motivierend.«

Johanna Bartz

FLÖTISTIN & HOCHSCHULDOZENTIN AN DER SCHOLA CANTORUM BASILIENSIS

»Mit Robert arbeite ich bereits seit ein paar Jahren regelmäßig zusammen - einerseits spielen wir immer wieder in verschiedenen Ensemblekonstellationen zusammen und andererseits ist über ihn eine fruchtbare Zusammenarbeit mit mir als Gast-Lecturer am Mozarteum Salzburg zustande gekommen. An der Zusammenarbeit mit ihm schätze ich es, wie höchster musikalischer Anspruch mit gründlicher musikwissenschaftlicher Recherche Hand in Hand gehen - es gibt immer Zeit für das musikalische Erforschen, Hinterfragen und Neuentdecken!«

Martin Steidler

PROFESSOR FÜR CHORLEITUNG AN DER HMT MÜNCHEN

»Durch die Zusammenarbeit mit Robert Selinger durfte ich an einem einmaligen Musikerlebnis teilhaben: Bei der erstmaligen Wiederaufführung der Missa Coronationis von Guiseppe Valentini, die Robert in einer wissenschaftlichen Ausgabe neu ediert hat, vermischte sich auf eine einmalige Art ein fundierter musikwissenschaftlicher Hintergrund mit äußerster Musizierlust und Kreativität in den interpretatorischen Ideen. Sein Detailwissen in Fragen der Aufführungspraxis verbindet sich mit großer Entdeckungslust und Spielfreude, so konnten wir gemeinsam eintauchen in eine vergangene Welt von ungeheurem Form- und Farbenreichtum und gleichzeitig etwas lebendiges Neues entstehen lassen. (Heinrich-Schütz-Ensemble Vornbach, l’arpa festante, Vornbach, 2017) Diese Kombination zeichnet auch das Continuo-Spiel von Robert aus und seine Arbeit als Leiter von vokal-instrumentalen Ensembles. Das konnte ich in fruchtbarer und inspirierender Zusammenarbeit unter anderem beim Seminar „Cantare et sonare“ erleben. (Ochsenhausen 2017)«

Lorenzo Pone

PIANIST

»Ich habe Robert Selinger als Dozent am Mozarteum Salzburg kennengelernt. Das war noch während meines Masterstudiums im Fach Hammerklavier, und seine Kurse sind unbedingt diejenigen, die mich heute noch am tiefsten und am nachhaltigsten prägen. Nicht nur sein raffinierter musikalischer Sinn, sondern auch seine Art, ein wahrer Humanist zu sein, hat mich sofort begeistert. Seine frische, dialogische und diskursive Behandlung der Themen, mit denen er zu tun hat, und seine Fähigkeit, immer wieder neuen Auseinandersetzungen nachzugehen, vereinigen sich mit einer inspirierenden Begeisterung. Bei ihm gibt es das, was meine besten Lehrys mir immer beigebracht haben: das kritische Denken. In allen Sachen, die ich mit Robert bearbeitet habe – von theoretischen und historiographischen Aspekten bis hin zu Kammermusik – fand ich in ihm genau die sorgfältige Detailgenauigkeit, die ich für mich selbst immer gesucht und nur selten in Lehrys und Künstlys gefunden habe.«